Hans im Glück
Hans tauscht voller Vertrauen alles, was er hat, und entdeckt am Ende, dass Leichtigkeit das größte Geschenk ist.
Vorlesen & Träumen
Hans hatte sieben Jahre fleißig gedient. Nun wollte er heim zur Mutter, die ihm jeden Abend einen warmen Gruß durchs Fenster gesandt hatte. Sein Herr lobte ihn, legte ihm einen goldenen Klumpen in die Hand und wünschte ihm einen sonnigen Heimweg. Hans wickelte das Gold in ein Tuch, legte es auf die Schulter und wanderte los, während Lerchen über ihm sangen.
Nicht lange, da kam ein Reiter auf einem braunen Pferd vorbei. Das Tier schnaubte fröhlich, und die Hufe klangen wie Musik auf dem Weg. Hans staunte. "Wie leicht ihr dahingleitet!", rief er. Der Reiter lachte freundlich. "Magst du mein Pferd reiten und mir dafür dein Gold geben?" Hans dachte an seine müden Füße und tauschte voller Freude. Er schnallte den Gürtel enger, strich dem Pferd über die Mähne und ritt davon.
Ein Windstoß wehte ihm über die Wangen, Hans jubelte. Als er "hopp, hopp" rief, sprang das Pferd jedoch zu munter. Hans plumpste in weiches Gras am Wegesrand. Da kam ein Bauer mit einer gutmütigen Kuh. "So ein gemütlicher Schritt", meinte Hans, während er die Kuh bewunderte. Der Bauer bot an zu tauschen. Hans sah schon duftende Milch vor sich und freute sich über den neuen Gefährten.
In der Mittagswärme band er die Kuh an einen Busch, setzte seine Mütze darunter und versuchte zu melken. Doch die Kuh war müde und schlug ungeduldig mit dem Schwanz. Ein freundlicher Metzger mit einem kleinen Schwein im Wagen hielt an. Er reichte Hans einen Schluck Wasser und erzählte, dass das Schwein schon bald für ein Fest geschmückt werden sollte. "Das wäre ein feiner Tausch", meinte Hans. Bald trottete er weiter, das grunzende Schwein an einem Strick, und summte dabei ein Lied.
Ein junger Mann mit einer schneeweißen Gans kam des Weges. Er warnte Hans, dass manche Leute gerade ein gestohlenes Schwein suchten. Damit niemand Hans verdächtigte, tauschten sie flink. Hans fühlte das weiche Gefieder und dachte an die Freude seiner Mutter, wenn der Sonntagsbraten duftete und neue Federn das Kopfkissen füllten.
Schließlich gelangte er zu einem Scherenschleifer, dessen Rad fröhlich surrte. Der Mann erzählte von seinem Handwerk: "Ein Schleifer hat immer ein Lied auf den Lippen." Hans hörte aufmerksam zu. Für die Gans erhielt er einen Wetzstein und einen glatten Feldstein obendrauf, und er stellte sich vor, wie er von Hof zu Hof wanderte und Scheren glänzen ließ.
Der Weg wurde lang, und die Steine waren schwer. Beim nächsten Brunnen legte Hans sie behutsam auf den Rand, um seine Hände zu kühlen. Ein kleines Rucken, und beide Steine glitten in das klare Wasser. Einen Moment hielt Hans den Atem an. Dann lachte er laut, denn plötzlich fühlte er sich so leicht wie ein Vogel.
Mit freien Händen und leichtem Herzen lief Hans weiter. Bald sah er den Kirchturm seines Dorfes und roch den süßen Duft von Mutterns Suppe. Er erzählte ihr lachend von seinen vielen Tauschgeschichten. "Weißt du, Mutter", sagte er, "ich brauche gar nichts Schweres mehr zu tragen. Mein Glück steckt in mir." Und so lebten sie in einem kleinen Haus voller Dankbarkeit, mit offenen Fenstern und warmem Licht für jeden, der vorbeikam.
Botschaft der Geschichte
Wer mit leichtem Herzen durchs Leben geht, findet sein Glück oft direkt vor der Haustür.
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